Die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gilt seit August des laufenden Jahres. Und mit dem neuen Kleinanlegerschutzgesetz werden die Regeln für Direktbeteiligungen verändert. Was bedeutet das für das Geldanlagesegment Windenergie? Dazu äußert sich Gunther Stahl, Geschäftsführer der Stahl Windenergie GmbH aus Reutlingen. Außerdem erklärt er, wie man über die Stahl Windenergie GmbH in Windkraft investieren kann und wie sich die gesetzlichen Neuerungen auf das Unternehmen auswirken.
Die Stahl Windenergie GmbH ist Aussteller der Messe Grünes Geld in München am 22. November. Bei freiem Eintritt bekommen Finanzprofis wie Neueinsteiger einen umfassenden Überblick über Trends, Neuheiten und Angebote am Nachhaltigen Finanzmarkt. Geboten wird alles was die Finanzwelt zu bieten hat: seien es ethisch-ökologischen Banken, Investmentfonds Direktbeteiligungsangebote oder auch Versicherungen – alles wird im Künstlerhaus am Lenbachplatz in der Münchner Innenstadt vertreten sein. Abgerundet wird die Veranstaltung durch Vortragsreihe rund um nachhaltige Geldanlagen und eine Podiumsdiskussion zur Energiewende. Mehr zur Messe lesen Sie hier.
ECOreporter.de: Die Stahl Windenergie GmbH plant und baut Windräder in Deutschland. Welche Möglichkeiten gibt es für Anleger, sich zu beteiligen und welche Renditen sind bei welchen Risiken zu erwarten?
Gunther Stahl: Investitionen in Windenergie sind risikoarm und hoch rentabel. Voraussetzung ist aus unserer Sicht, dass es sich dabei um eine Direktinvestition in eine Windenergieanlage handelt. Das heißt nicht in einen Fonds oder in eine Anleihe zu investieren, da es sich insbesondere in der Vergangenheit deutlich gezeigt hat, welche hohen Risiken man bei diesen Anlagenformen eingeht, beispielsweise bei den Insolvenzen von Prokon, Windreich und anderen.
Bei der Stahl Windenergie GmbH gibt es verschiedene Varianten der Beteiligung. So besteht die Möglichkeit der Direktbeteiligung an einer Windenergieanlage ab einer Beteiligungshöhe von circa 75.000 Euro Eigenkapital, wie aktuell auch an unserem Private Placement WEA 155 GmbH & Co. KG. Dort können sich Investoren als Kommanditisten an einer Enercon E 101 mit 3,05 Megawatt (MW) Leistungskapazität beteiligen. Außerdem können Anleger bei der Stahl Windenergie GmbH Einzelanlagen beziehungsweise gesamte Windparks mit mehreren Windrädern erwerben. Die Renditen bei der Direktbeteiligung beginnen bei circa 7 Prozent, bei Einzelanlagen oder ganzen Windparks liegen sie aktuell bei acht Prozent. Bei allen Beteiligungsformen handelt es sich um unternehmerische Beteiligungen. Über die Chancen und Risiken informieren wir die Interessenten sehr ausführlich in unseren Unterlagen.
ECOreporter.de: Wie kommen diese Renditen zustande? Wird der Strom direkt vermarktet oder über die Einspeisevergütung?
Stahl: Die Renditen erwirtschaften sich aus dem Investitionsvolumen im Verhältnis der Investition und den Kosten zu den Stromerträgen. Die Stromvermarktung erfolgt einmal über die gesetzliche Regelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sowie über die Direktvermarktung des Stromes, welches die Stahl Windenergie GmbH seit dem Jahr 2011 für alle ihre Windkraftanlagen umsetzt. Dadurch wurden in der Vergangenheit erhöhte Stromeinnahmen, die über der EEG-Vergütung lagen, zwischen 7 Prozent bis aktuell 4,5 Prozent pro Jahr für die Kunden erwirtschaftet. Die Vermarktung des Stroms wird zusätzlich von Stahl Windenergie im Rahmen der Betriebsführung durchgeführt. Die dahinter stehenden Stromunternehmen sind namhafte Unternehmen, wie beispielsweise die MVV AG, Statkraft oder Quadra Energy.
ECOreporter.de: Im Namen des Anlegerschutzes sollen die Regeln für Direktbeteiligungen deutlich strenger werden? Was bedeutet das für Ihr Geschäftsmodell?
Stahl: Wir halten es für dringend notwendig, den Anlegerschutz bei Investitionen strenger zu gestalten. Das gilt insbesondere bei Anleihen, Zertifikaten und Fonds. Da wir uns mit der Firma Stahl Windenergie nicht in diesen Beteiligungsformen befinden, hat dies für uns keine Auswirkung. Auch bei unseren Private Placements handelt es sich um klassische GmbH & Co. KGs. Die Gesellschaften bestehen in der Regel aus 4 bis 12 Kommanditisten. Maximal sind es 20 Kommanditisten. Diese betreiben selbstständig ihre Windkraftanlage. Wir, die Stahl Windkraft und Immobilien Verwaltungs GmbH, übernehmen die Betriebsführung der Windenergieanlagen.
ECOreporter.de: Inwiefern setzen Sie als Projektierer bei Windradherstellern auf feste Partner? Wovon hängt es ab, was für ein Windrad von welchem Hersteller zum Einsatz kommt?
Stahl: Im Rahmen der Projektentwicklung des Standortes wird festgelegt mit welchem Hersteller gearbeitet wird. Die Stahl Windenergie verarbeitet schwerpunktmäßig die Anlagen des Herstellers Enercon, welcher Markführer in Deutschland ist und weltweit auf dem dritten Platz liegt. Zudem setzen wir auf Anlagen des Weltmarkführers Vestas und arbeiten auch mit den Herstellern Nordex und Senvion (vormals REpower Systems) zusammen. Hier wird individuell pro Windstandort im Rahmen von Gutachten die Wirtschaftlichkeit jedes von uns vorgeschlagenen Herstellers und Modelles geprüft und dann von der Projektgesellschaft entschieden, welcher Hersteller gewählt wird. Dabei spielt die Kombination Anlagentechnik des Herstellers und Wirtschaftlichkeit der Anlage zum Standort eine vorrangige Rolle.
ECOreporter.de: Inwiefern hat sich Ihr Kerngeschäft Windkraft mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verändert?
Stahl: Die aktuelle Novelle des EEG 2014 bringt deutliche Veränderungen für die gesamte Branche mit sich. So beispielsweise die Reduzierung der Stromeinspeisevergütungen und die Umstellung des Vergütungssystems auf ein Ausschreibungsmodel. Es ist notwendig, dass sich alle Partner auf diese Veränderungen einstellen. Ziel von allen Partnern muss es sein, weiterhin die deutlichen Vorteile der Erneuerbaren Energien im Bereich der Windenergie beizubehalten, so dass wir auch in der Zukunft Nr. 1 bei den Erneuerbaren bleiben. Wir sehen hierzu bereits gute positive Ansatzpunkte, wobei wir nicht unterschlagen, dass hier noch viel Arbeit von der Branche geleistet werden muss.
Wichtig ist es jedoch, dass wir auch zukünftig eine politische Sicherheit erhalten und nicht, wie im aktuellen Fall, kurzfristige politische Veränderungen, die nur von der Branche selbst getragen werden müssen und nicht von der Politik – und dies mit Sicherheit zum Schaden der Verbraucher.
ECOreporter.de: Die Bundesländer können mit dem aktuellen EEG den Abstand von Windrädern zur Wohnbebauung individuell regeln. Aus Bayern kam die 10H-Regel (mehr lesen Sie hier). Welchen Einfluss hat dies auf begonnene oder geplante Vorhaben der Stahl Windenergie GmbH?
Stahl: Die Schwerpunkte der letzten zehn Jahre lagen bei Windkraftstandorten in Deutschland außerhalb von Bayern und Baden-Württemberg. Da hier die politische Situation auch für die Stahl Windenergie GmbH sehr unbefriedigend war, hat man sich aus diesen Bundesländern weitgehend herausgehalten. Für uns nicht nachvollziehbar ist, dass die beiden Bundesländer, nicht über die Grenzen zum Beispiel nach Rheinland-Pfalz oder in andere Bundesländer schauen, wo die Windenergie in den letzten zehn Jahren positiv vorangebracht worden ist.
ECOreporter.de: Sind damit überhaupt noch lukrative Beteiligungen an Windkraftvorhaben in Süddeutschland möglich?
Stahl: Selbstverständlich sind auch lukrative Beteiligungen an Windkraftstandorten in Süddeutschland möglich, sollten sie entsprechend genehmigt werden. Standorte gibt es aus der Sicht der Stahl Windenergie in Baden-Württemberg wie auch in Bayern genug.
ECOreporter.de: Wo in Deutschland gibt es aktuell außerdem noch Potenzial für weitere Windräder?
Stahl: Potenzial für neue Windkraftstandorte gibt es in ganz Deutschland noch genügend. Das belegen aktuelle Erhebungen und Untersuchungen. Wichtig ist jedoch, dass der politische Wille im jeweiligen Bundesland vorhanden ist, was bei den meisten Bundesländern ja tatsächlich bereits der Fall ist. Schade ist aus unserer Sicht, dass das Thema Repowering jetzt nach dem EEG 2014 komplett wegfällt, da dies gerade in den letzten zwei Jahren immer mehr durchgeführt wurde. Man hat das Thema Repowering, was wirklich noch in den Kinderschuhen steckte und erst anlief, einfach abgewürgt. Hätte man dieses Verfahren wie bisher in den nächsten Jahren weiter geführt, hätte man bestehende Windstandorte und Windenergieanlagen mit kleineren Dimensionen deutlich reduzieren und durch große Anlagen austauschen können. Damit wäre gleichzeitig die jeweils erwirtschaftete Stromleistung vervielfacht worden. Leider ist dies aktuell nicht mehr möglich.
ECOreporter.de: Wir danken für das Gespräch, Herr Stahl.