Deutschlands Stromnetze haben den Sonnenfinsternis-Härtetest bestanden. Die Schwankungen mit dem Wiederanstieg der Photovoltaikleistung zur Mittagszeit in Deutschland haben das Stromnetz am heutigen Freitag nicht aus der Bahn geworfen.
Das bestätigten große Stromversorger wie beispielsweise RWE: „Von den Auswirkungen der Sonnenfinsternis auf die Netze sollten unsere Kunden nichts spüren. Das ist gelungen, unsere Vorbereitungen haben sich bewährt“, sagt Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Deutschland.Der Energieversorger habe die Belastungsprobe mit erhöhter Aufmersamkeit und mehr Personal meistern können, so Neuhaus weiter.
Dass die Sonnenfinsternis folgenlos bleib, lag zum einen auch an der vielerorts bedeckten Wetterlage. Zum anderen trugen neben Windparks, Biomassekraftwerken und konventionellen Energieträgern auch Pumpspeicher dazu bei, die Netzstabilität während der Belastungsspitzen zu erhalten. „Die Sonnenfinsternis hat gezeigt, wie wichtig Pumpspeicherwerke in Zukunft für die Versorgungssicherheit sein werden“, sagt Ulrich Benterbusch, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (dena). Die Agentur fordert eine Reform des Energiewirtschaftsgesetzes.
Mit der Energiewende erhöht sich der Anteil erneuerbarer Energien, um Atomkraft, Kohle und Co. sukzessive zu ersetzen. Gerade weil Solarenergie und Windkraft wetterabhängige Stromquellen sind, sieht die dena politischen Handlungsbedarf. „Anstelle von konventionellen Großkraftwerken müssen in Zukunft verstärkt andere Lösungen das Stromnetz flexibel halten und Schwankungen ausgleichen. Dazu zählen unter anderem der Ausbau des Stromnetzes, die Anpassung der Stromnachfrage an die Erzeugung, die Flexibilisierung von regenerativen Energieanlagen – vor allem aber Stromspeicher“, erklärt Benterbusch.
Pumpspeicherwerke, die besonders geeignet dazu seien die wetterbedingt schwankende Energieversorgung zu stabilisieren, würden derzeit aber wirtschaftlich benachteiligt, so der dena-Geschäftsführer: „Derzeit zahlt ein Pumpspeicherwerk Netzentgelte für den Bezug von Strom zum Pumpen des Wassers. Und der Abnehmer des Stroms, den das Werk später wieder in das Netz eingespeist, muss nochmals für die Netznutzung bezahlen“, sagt Benterbusch „Damit sich ihr Betrieb auch rentiert, muss das Energiewirtschaftsgesetz dringend angepasst werden“, so der dena-Geschäftsführer weiter.
In Deutschland waren aufgrund der Sonnenfinsternis im Vorfeld keine außergewöhnlichen Maßnahmen ergriffen worden. Verschiedene Studien, beispielsweise vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hatten zuvor auch Entwarnung gegeben. Anderswo in Europa wurde die Sonnenfinsternis anders gehandhabt. In Italien beispielsweise wies der staatliche Stromnetzbetreiber Terna die Betreiber größerer Solarparks dazu an, den Betrieb zwischen 7 und 14 Uhr komplett einzustellen.
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